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Privatheit und Demenz

Von Laura Hartmann-Wackers

Privatsphäre ist schon seit geraumer Zeit in aller Munde: Enthüllungen über Vorratsdatenspeicherung, Onlinetracking und Überwachungspraktiken haben das Bewusstsein für die Erosion privater Räume geschärft und mit dem Inkrafttreten der DSGVO wird dem Datenschutz mindestens ein Lippenbekenntnis abgerungen.

Ein Bereich bleibt dabei allerdings unbeleuchtet, und das, obwohl er für immer mehr von uns immer relevanter werden wird und die Gefahr für Privatheitsverletzungen hier besonders hoch ist: die Pflege im Alter. Der oft beklagte ‚Pflegenotstand‘ beschwört bedrohliche Bilder von Unterversorgung und Vernachlässigung herauf, die tatsächlich schon jetzt Realität sind und für die bisher keine adäquaten Lösungen bereitstehen. Steigende Lebenserwartung und alternde, geburtenstarke Jahrgänge werden diese Problematik nur noch verschärfen. Besonders betroffen davon sind Personen, die aufgrund von Erkrankungen auf eine zusätzliche Weise verletzlich werden, wie es beispielsweise bei demenziellen Erkrankungen der Fall ist. Demenz ist die Alterskrankheit, von der schon jetzt mehr als 47 Millionen Menschen weltweit betroffen sind und deren Anzahl weiter steigen wird. Um auch ihnen ein gutes und weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ist eine gute Pflege unerlässlich. Aber wo verlaufen eigentlich die Grenzen zwischen guter Pflege und schädigender Überwachung? Zwischen Zuwendung und Kontrolle? Vereinsamung und Selbstbestimmung?

In meinem Dissertationsprojekt gehe ich diesen und anderen Fragen nach, indem ich erörtere, wie Privatheit unter Bedingungen von Erkrankungen wie Demenz konzipiert werden kann. Ich argumentiere dafür, dass Privatheit auch, oder ganz besonders, in Situationen der Abhängigkeit wie Pflege, Krankheit und Verletzlichkeit geschützt werden muss. Ziel ist es, ein Konzept zu entwickeln, das sowohl den theoretischen Anforderungen an einen einheitlichen Privatheitsbegriff gerecht wird als auch in der Praxis Anwendung finden kann. Das Projekt will einen Anstoß dazu geben, wie Menschen mit und ohne Demenz in Pflegesituationen vor unrechtmäßigen Eingriffen in ihre Privatsphäre geschützt werden können.

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